Sonntag, 19. Oktober 2008

Tara-f-antastic!




Was es heißt mit einer Rumänien verheiratet zu sein - varză!


Sonntagmorgen, elektronischer Weckruf der Telekom (im Hintergrund eine Art klassische Musik): "Es ist 6:30 bitte stehen sie auf! ... Es ist 6:30 bitte stehen sie auf! ...". Ein ganzes Arsenal an rumänischen Verfluchungen geht mir durch den Kopf. Ich schalte das Licht ein und wähle die Nummer die mir die Frau am Abend zuvor durch den Hörer diktiert hatte. " Neaţa, unde sunteţi?"* frage ich den Busfahrer der rumänischen Buslinie 'Double TT'. "Cine sunteţi?"** fragt der Chauffer. "... sagen Sie mir bitte wann Sie am Bahnhof sind...!" wiederhole ich die Aufforderung "Welcher Bahnhof?", fragt die blubbernde Stimme auf seiner deutschen Handynummer." Na, die 'staţia' in Muenchen!!!" "In 45 Minuten!" lautet die Antwort. Nach einem weiteren Telefongespräch und nachdem ich das Kind aus dem Bett geqält habe fahren wir mit Fahrrad und Anhänger los. Rentner beim 'Walking' und das Federvieh des Parkteiches bevölkern die Wege des Westparks.


Der Bus ist schon da, die Rumäner und ihre Klienten sind mit der Gepäckausgabe beschäftigt: Wartende Taxen und Enkel, 'muncitorii'*** die Pakete aus ihrer Heimat erwarten und wir. Das Kind will mit dem Bus nach 'Romania' und fragt wo die Mama ist. "Wissen Sie was es heißt mit einer Rumänin verheiratet zu sein" frage ich den mit dem Ausladen der Gepäckstücke beschäftigten Busfahrer?... "Meine Frau hat mir einen Bananenkarton mit Gemüse aus dem Obor**** geschickt" Verständnis für meinen zynisch-unwirschen Zustand kann ich von ihm nicht erwarten. " Rumänisches Gemüse ist das Beste" meint er und schaut mich doch noch ein wenig bemitleidend an.


Beim Auspacken der Kiste sind die Tomaten angedetscht, der in vier Tüten verpackte Schafskäse versalzen und die Birnen braunfleckig -dem Kind schmeckts und der Papa raucht eine Zigarette (are dragi!)


* "Morgen, wo sind sie?" ** "Wer sind sie?" *** Arbeiter **** ein traditionsreicher Bauernmarkt in Bukarest

Montag, 13. Oktober 2008

Natron-Kalk-Glas I-880-Katastrophe

Wie verzweifelt muss ein Mensch sein wenn er sich eine Informationsbroschüre der "Technischen Glaswerke Ilmenau" durchliest? Wie dünn und oberflächlich die Zeit werden wenn der Mensch sich für die Anwendungsbreiche von Spezialglas zu interessieren beginnt? Wie immens der auf sich selbst ausgeübte Zwang? Der Besuch der Bukarester Technikmesse muss ein Schritt in die falsche Richtung gewesen sein. Diese Mischung aus rund gegossener technischer Langeweile und Gummidichtung muss auf die Stimmung schlagen. Da hilft auch kein Kaffee, kein Timişoarana... eben vergebliches warten auf Motivation auf dem ROMEXPO-Gelände. So was lustloses, gefühlentsorgtes und uninspiriertes erlebt der mensch selten. Dann lieber OTV schauen oder eine Rede von Vadim. Ich bin an den Ständen vorbei gegangen und mir ging mein Spruch vom Studenten der bald fertig ist nicht mehr über die Lippen. Gerade an dem Ilmenauer Vertreter musste ich mich festbeißen, ob sie nicht einen blablabla bräuchten. Oh Gott war das furchtbar. Was hätte man nicht alles mit den 250 tausend Lei für den Ausstellungskatalog machen können. Zum Beispiel in die Nachmitagsvorstellung der "Scala" gehen, der Frau Blumen kaufen, dem Kind eine Überraschung, Gummibärchen oder Bootfahren im Cişmigiu. Verdammte Berufsüchtelei. Plan ist ja Plan. Oder doch lieber mehr Mut zum Fatalismus. Das ewige Ping-Pong.